logo

Kasanka – Kanu Tour

Die Kanutour

Am nächsten Tag können wir etwas ausschlafen, da wir gegen 8 Uhr in Richtung Partner-Lodge für eine Kanutour aufbrechen. Selbstverständlich mit dabei ist der schwer bewaffnete Scout. Warum dieser dabei sein muss wird uns wohl immer ein Rätsel bleiben, aber was tun wir nicht alles für die Erhaltung von Jobs in Sambia. Apropos Job-Erhaltung: Man muss an dieser Stelle nochmals betonen, dass wir nach wie vor die einzigen Touristen im Camp sind und auch in der Partner-Lodge sieht es nicht besser aus. Zwei Touristen gegenüber Lodge-Manager, Koch, Service-Angestellte, übriges Personal für putzen, waschen etc., Guide, Fahrer, Scout, Partner-Lodge Manager, Partner-Lodge Service-Angestellter – dies ergibt nach meiner Rechnung mindestens 10 Einheimische! Die betriebswirtschaftliche Rechnung hier müsste mir gelegentlich mal jemand erklären.

Wir fahren ca. 2 Stunde über holprigste Pisten, bis wir endlich und durchgeschüttelt beim Nachbarcamp ankommen. Hier gibt es erst einmal Kaffee serviert und der Boy rührt sogar auf unseren Wunsch Zucker und Milch in die Kaffeetasse. Nur trinken und schlucken müssen wir noch selber, um den Rest sorgt sich das Personal. Beim Service könnten hier noch einige Schweizer-Restaurants dazulernen, insbesondere was die Freundlichkeit und Herzlichkeit betrifft.

Nach der Pause müssen wir dann Schwimmwesten anziehen, weigern geht nicht - die sambesische Sturheit siegt. Vorschrift ist Vorschrift und unser Guide meint, dass er ein schlechter Schwimmer sei. Gut, dann macht die Schwimmweste ja auch Sinn aber wir möchten nicht lange diskutieren und fügen uns der Aufforderung, damit der Guide seinen Job auch wirklich gut machen kann. Aber in diesem Zusammenhang muss trotzdem erwähnt werden, dass es jeglicher Logik widerspricht, dass der Guide auf dem Retourweg die Schwimmweste nicht mehr tragen wird. Vermutlich besteht die Tragepflicht nur stromaufwärts und der Scout benötigt ebenfalls keine Weste, denn dieser würde sich mit der Waffe über Wasser halten – dies jedenfalls meine Vermutung, um diese Unlogik zu erklären. Warum der Scout mit von der Partie ist, bleibt nach wie vor im Unklaren. Wenigstens leistet ihm in seinem Ego-Kanu die Getränkekühlbox Gesellschaft, womit der Scout doch noch eine kleine sinnvolle Aufgabe bekommt. Doch nicht nur dies. Am Rastplatz angekommen ist er für die Sicherheit zuständig. Nicole darf nicht einfach die Busch-Toilette benutzen; der Platz muss erst durch den Scout gesichtet und freigegeben werden. Unserer Vermutung nach, müssten wir in einem Ernstfall sowieso selber schauen, was zu tun ist, denn der Scout wäre sicherlich der erste Mann, der mit dem Kanu davondüsen würde; aber vielleicht tun wir ihm auch unrecht.

Immerhin nimmt der Scout seinen Job ernst. Dies wir auch offensichtlich, als wir vor dem grössten Baum Sambias stehen und ich ein paar Schritte zurückgehe, um den Baum in voller Grösse in den Kasten zu kriegen. Meine illegale Handlung, mich um mehr als drei Schritte von der Gruppe zu entfernen wird sofort bemerkt und der Scout sichert die Umgebung mit der (vermutlich) immer noch geladenen Waffe. Unser Guide meint dabei, dass es mir sowieso nicht gelingen würde, den Baum in voller Grösse zu fotografieren. Ich muss ihn dann allerdings eines Besseren belehren und im die Vorzüge einer Kamera mit einem guten Weitwinkelobjektiv mit rotem Ring zeigen. Nachdem ich ihm den Baum auf den Display zeige, meinte er, dass dies bei anderen Gästen immer schief gegangen sei und kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Wenn wir schon inkonsequent sind, dann muss dies gerade auch noch erwähnt werden. Am Folgetag werden wir auf einem Drive einer Gruppe von Blau-Pavianen begegnen, die sich sofort in die Büsche zurückziehen werden. Natürlich werden wir die Gruppe dann zu Fuss verfolgen, um diese mit Fernglas genauer zu beobachten. Warum für diese Aktion kein bewaffneter Scout erforderlich ist, wird uns für immer unklar bleiben. Aber auch hier, akzeptieren und auf keinen Fall versuchen, die Situation mit Logik zu verstehen!

Der Kanutag ist ansonsten doch ein wenig ergiebig, immerhin gelingt es zwei Fish-Eagles im Flug zu fotografieren und dies erst noch in erstklassiger Schärfe! Um weiteren Bildern während der Kanufahrt eine gewisse Spannung zu verleihen, versuche ich es mit „Action-Fotografie“, indem ich die Kamera mit der Hand knapp über der Wasseroberfläche halte und den Auslöser drücke. Unserem Guide drückt es bei dieser Aktion vermutlich den Angstschweiss aus den Drüsen, er sagt aber nichts. Aber da er unterdessen keine Schwimmweste mehr trägt, habe ich kein Mitleid mit ihm.

Die Rückfahrt ist ausser der Sichtung des grössten Sambia-Baums wenig spektakulär, dafür umso holpriger und zeitweise auch „grasig“. Die Fahrt durch das hohe Gras scheinen allerdings nur wir zu geniessen, während sich unser Guide unter seiner Jacke in Deckung begibt. Den Beschuss der scharfen Graspfeile mag er allem Anschein nach überhaupt nicht.

Zwischendurch versperrt uns ein quer liegender Baum den Weg, aber kein Problem. Der Ersatzweg rund um den Baumstrunk ist mit dem Fahrzeug und ein paar weiteren Kratzspuren schnell erstellt. Wir können also weiterfahren und spätestens an dieser Stelle würde es jede im Mund befindliche lose Zahnplombe herausschütteln. Obwohl sich der Fahrer wirklich sehr grosse Mühe gibt und Schlaglöcher einigermassen langsam überfährt, gehen die unzähligen Schläge doch langsam in die Nackenmuskulatur. Aber das ist eben Afrika und wir Europäer sind mit unseren glattgebügelten Teerstrassen eben ziemlich verwöhnt. Etwas unklar bleibt einzig, wie gut die Federung beim Fahrzeug funktioniert. Manchmal scheint es, dass die Blattfederung die Schlaglöcher eher noch verstärkt statt zu dämpfen. Aber Hauptsache wir können die Geschwindigkeit einigermassen halten, um den inzwischen verfluchten Tse-Tse Fliegen zu entkommen.

Am Abend werden wir wieder mit einem vorzüglichen Nachtessen verwöhnt und es gibt eine gute Nachricht: Die Ferien sind einen Tag länger als erwartet! Nach meinem internen gregorianischen Kalender habe ich den Weiterflug für den nächsten Tag erwartet. Als ich dies beim Personal erwähne, werde ich mit tausend Fragezeichen angeschaut. Der Irrtum klärt sich dann aber schnell auf und es ist glücklicherweise so, dass hier total vier Nächte verbringen, also noch keine Aufbruchpanik.

Am nächsten Tag versuchen wir unser Glück noch einmal beim Camping-Platz um die Sitatunga’s zu beobachten. Dazu müssen wir wieder früh aus den Federn, genau genommen heisst es um 05:00 Tagwache und werden wenigstens mit einer schönen Morgenstimmung belohnt. Dieses Mal haben wir ebenfalls mehr Glück und die Antilopen sind bei unserer Ankunft bereits am Grasen. Etwas Sorge machen uns lediglich die Niesanfälle unseres Guides, der die extrem scheuen Antilopen zu verscheuchen droht. Aber die Sitatungas lassen sich nicht aus der Ruhe bringen und äsen weiter. Jetzt ist Geduld angesagt, denn die Antilopen befinden sich im Schatten. Dies ist selbstverständlich der Horror eines jeden Fotografen. Wir machen dem Guide klar, dass wir hier warten, bis das Licht besser ist, um das Farbenspiel auf dem braunen Fell auch fotografisch einzufangen. Wir stellen dabei fest, dass jeder europäische nervöse Manager geduldiger ist, als unser Guide. Denn dieser möchte eigentlich bereits weiter, damit sein Tagesprogramm nicht aus dem Trott gerät. Kein Erbarmen von unserer Seite, wir warten auf das Licht! Es muss für ihn eine unglaubliche Erlösung sein, als ich endlich zufrieden die Kamera verstaue. Endlich können wir weiterholpern! Dies müssen die Guides einfach noch lernen, ein gutes Foto braucht Zeit. Und manchmal ist es eben nicht die Quantität, d.h. die Anzahl der abgefahrenen Kilometer, welche die Gäste zufriedenstellt. Da sich die Tierwelt glücklicherweise sehr dynamisch verhält, kann man auch gut und gerne mal einige Zeit an einem guten Punkt verbringen. Die Szene wird sich in der Regel alle Minuten etwas ändern und mit etwas Glück kriegt man auf diese Weise eben mehr vor die Linse, als wenn man sinnlos Kilometer im dichten und undurchsichtigen Wald abdonnert. Aber es beruht ja bekanntermassen auf Gegenseitigkeit: Der Guide wird diese komischen Europäer nie ganz verstehen und wir werden die Einheimischen hier nie ganz verstehen – und genau diese Gegensätze machen eine solche Reise schliesslich spannend.

Es funktioniert einfach alles ein wenig anders, auch die Toiletten. Es kann gut vorkommen, dass diese afrikanischen sanitäre Anlagen auch mal ein wenig überfordert sind, was sich entweder in einem Problem der Wasserzuführung für den Spülkasten äussert oder dass der Abfluss halt mal wieder verstopft ist.

Leave a reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *