logo

Mulanje

In Mulanje angekommen, werden wir schon von lokalen Guides gesichtet, die sich uns für den nächsten Tag empfehlen. Wir kaufen zwar sogar Souvenirs, handeln vermutlich etwas zu wenig, aber für die Guided Tour haben wir definitiv kein Interesse. Der Mann versteht nicht, dass wir Schweizer sind und keinen Guide für eine Wanderung benötigen! Am nächsten Morgen gehen wir auch entsprechend früh los, damit wir den Möchtegerne-Guides nicht in die Quere kommen und verlassen die Lodge fluchtartig in Richtung Waldpfad. Am Vortag hat uns noch die übermotivierte Receptionistin die 1:40‘000 Karte von der Gegend gezeigt. Bei dieser Gelegenheit haben wir uns gefragt, wie sich ein Mensch so langsam fortbewegen kann. Aber hier läuft scheinbar alles einfach langsamer als in Europa. Wir sind erfahrene Wandergänger und prägen uns den Weg auf der Karte auch einigermassen ein, damit wir nur mit GPS bewaffnet losgehen können.

Wir erkennen aber sehr schnell, dass dies hier mit den Wanderwegen so eine Sache ist. In der Schweiz sind diese markiert und sobald man den Weg gefunden hat, wird man das Ziel auch erreichen. Hier gibt es allerdings zum Hauptpfad Tausende von kleinen Wegen. Als wir etwas zu lang keine Höhe gewinnen, drehen wir um und entscheiden uns für einen Pfad, der entlang dem Fluss aufwärts geht. Die Richtung stimmt, wir gewinnen an Höhe, nur zwischendurch ist der Weg wieder etwas zugewachsen, wir kämpfen uns aber wacker durch. Ein erfahrener Wanderer findet den Weg immer. Zwischendurch stelle ich mal die Frage in den Raum, ob sich jemand geachtet hat, ob der Weg links oder rechts vom Bach aufwärts geht. Da weder Nicole noch ich mich erinnern, kämpfen wir uns weiter und der Weg wird auch wieder besser. Also, für was einen Guide nehmen, wir haben unseren Wanderweg! Dieser führt uns auch bis auf ca. 1200m und da stellt sich jetzt ein neues Problem. Hier gibt es nur noch Dickicht, Busch und der Weg ist nicht mehr sichtbar. Zufälligerweise stehen wir auch gerade ungefähr an der Baumgrenze, aber was dies bedeutet, werden wir am nächsten Tag noch herausfinden. Wir suchen, kämpfen uns durch die Büsche, aber irgendwie geht es hier nicht weiter. Wir geniessen daher etwas die schöne Aussicht und gehen dann später den gleichen Weg zurück. Weiter unten sind Einheimische am Feuerholz suchen und jetzt kommt der erste Verdacht. Dies vor allem weil wir auf dem höchsten Punkt einige Feuerstellen gesehen haben. Die Vermutung erhärtet sich, dass dieser Pfad nur von Einheimischen benutzt wird, um Feuerholz aus dem geschützten Gebiet zu schlagen. Ist daher auch nur logisch, dass der Pfad bei der Baumgrenze auch aufhört. Wir vermuten auch, dass das Abholzen hier zwar nicht erlaubt wäre, aber trotzdem geduldet wird.

Nach der Rückkehr ruhen wir uns etwas aus und gehen später wieder in Richtung Tee-Plantagen, um den Sonnenuntergang zu fotografieren. Sofort heftet sich wieder unser Guide an die Fersen und möchte uns zum Sonnenuntergang führen. Verdammt nochmal, wir sind Fotografen und haben uns 8 Stunden Zeit genommen, um die besten Plätze für Fotos auszusuchen, um am Abend für die besten Szenen gerüstet zu sein. Wir sind Profis, aber der Mann will es einfach nicht kapieren. Und nein, wir haben auch kein Interesse an einer guided hiking tour für den nächsten Tag. Wir sind Schweizer, wir sind wandererprobt, wir können Karten lesen, wir haben GPS, wir haben Erfahrung, wir haben gutes Schuhwerk und wir können nicht herausfinden, was uns ein Guide als zusätzlichen Wert bieten würde, als uns ständig vor der Nase herumzutanzen.

Wir haben aber auch dazugelernt, denn wir machen nun von der Karte in der Lodge ein Foto und es gelingt mir den relevanten Ausschnitt auch noch auf das GPS zu laden. Somit sind wir für den nächsten Tag perfekt gerüstet und neuen Mutes schreiten wir los.

Das Hauptproblem allerdings bleibt – wo ist der Einstieg zum offiziellen Wanderpfad? Wir haben eine Art Hauptkreuzung entdeckt, entscheiden uns aber noch etwas weiterzugehen, um entlang eines Flüsschens aufwärts zu schreiten. Wir entdecken auch wieder einen Seitenpfad, nicht dass es hier davon Hunderte gäbe, und wir gewinnen tatsächlich wieder Höhe. Bald begegnen wir einer Einheimischen, die gerade Holz sammelt und fragen sie, ob der Weg weitergeht. Sie hat natürlich keinen Plan, was wir wollen, kann wohl kein Englisch, sagt aber ok. Klar, was denn sonst. Etwas später entdecken wir einen rauchenden Kohle-Meiler und sehen, dass die Leute hier ihr Handwerk verstehen. Der Wald wird abgeholzt und das Holz zu Kohle verarbeitet. Irgendwann fehlt aber der Weg wieder und statt sich sinnlos weiterzukämpfen, drehen wir um.

Den zweiten Versuch unternehmen wir bei der „Hauptkreuzung“ und auch hier stellt sich der Erfolg sehr schnell ein. Der Weg steigt, wir gewinnen Höhe und sind auch schon bald aus dem Urwald draussen. Irgendwann realisieren wir zusammen mit den verfügbaren Kartendaten, dass wir den richtigen Wanderpfad gefunden haben! Also, für was einen Guide nehmen, wenn man wandererfahrene Schweizer ist. Tatsächlich führt uns der Weg auf ca. 1400m, danach wird es dann aber immer steiniger und hochalpiner. Nach einer Flussquerung ist dann der offizielle Pfad nicht mehr klar sichtbar und um keine unnötigen Risiken einzugehen, entscheiden wir uns, hier umzudrehen. Es ist ziemlich steil, unwegsam und da für das Plateau nochmals etwa 400 Höhenmeter notwendig sind, macht es keinen Sinn weiterzugehen. Dafür werden wir mit einer grandiosen Aussicht ins Landesinnere von Malawi und Mocambique belohnt.

Der Abstieg ist ebenfalls etwas mühsam, rutschig und man kommt nur langsam voran. Wir sind auf alle Fälle einmal mehr um unsere Wanderschuhe froh! Wir kommen auch heil wieder am Hauptweg an und können in den Feldern Tee-Pflückerinnen aus nächster Nähe beobachten. Das ist noch echte Handarbeit. Auch sind hier inzwischen etliche Leute mit unglaublichen Lasten auf den Köpfen unterwegs. Aber es gibt hier keine andere Möglichkeit das Feuerholz in die Dörfchen zu transportieren.

In der Lodge angekommen ruhen wir uns aus, zumindest war dies der Plan. Denn hier hat sich noch eine College-Klasse und talentierte Musiker eingefunden. Die Jam-Session will nicht aufhören, aber irgendwie ist die Truppe hier noch fast besser als unsere Favoriten im Taj. Wir machen auch schnell Freunde und ein Lehrer möchte unbedingt mit uns auf ein Foto. Nachher noch mit dem Mathe-Lehrer, nochmals mit einem Lehrer, dann noch mit zwei Studentinnen. Ok, kein Problem, aber die wundern sich vermutlich, ob alle Europäer wie wir regelrecht stinken. Wir haben schliesslich 600 Höhenmeter hinter uns, die mehr als nur ein bisschen schweisstreibend waren. Dass wir beide Elektro-Ingenieure sind, möchte der Chaos-Lehrer allerdings nicht so richtig glauben. Ingenieure würde doch nie in stinkenden, dreckigen Kleidern herumlaufen. Aber egal, auch diese Leute hier müssen nicht immer alles verstehen.

Leave a reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *