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Kasanka – Auf Pirsch

Auf Pirsch

Am Mittwoch Morgen geht es sogar für afrikanische Verhältnisse früh los. Wir stehen um 5.00 Uhr auf, werden aber dafür mit einer schönen Morgenstimmung über dem Wassertümpel belohnt. Auch die Hippos sind schon oder immer noch wach und grunzen in die Dunkelheit. Vermutlich wollen sie mit ihren lauten Rufen den Mond verscheuchen und die Sonne hervorbeten. Es ist immer wieder eindrücklich, wie schnell es in Afrika taghell wird. Wenn man mit dem Fotoapparat eine bestimmte Stimmung einfangen möchte, muss man ziemlich schnell arbeiten.

Eingehüllt in unsere leichten Jacken fahren wir über die holprige Piste an eine Stelle wo es immer wieder Sitatunga-Sichtungen gibt. Diese Antilope ist extrem scheu und daher sehr schwierig zu entdecken. Irgendetwas schnaubt im Schilf und unser Guide vermutet, dass es sich hier um die Sitatunga handelt, nur zu Gesicht kriegen wir die Antilope natürlich nicht. Also fahren wir weiter, derweil mir der Fahrer immer wieder behilflich ist, das 800er Tele ein- und auszuladen. Zum Glück weiss er nicht, wieviel Wert an Glas er da jeweils in den Händen hält oder die Lodge hat einfach eine gute Haftpflichtversicherung!

Bei der Weiterfahrt sehen wir zu unserer grossen Überraschung Pukus und Pukus. Dieser Nationalpark ist landschaftlich wunderschön, wurde in der Vergangenheit aber leider leergeschossen. Nun wird mit sehr viel Mühe die gesamte Tierwelt wieder neu aufgebaut. Scheinbar sind die Strafen für das Wildern auch entsprechend gross. Wer erwischt wird, muss mit bis zu 5 Jahren Haft rechnen.

Auf dem weiteren Streckenverlauf nimmt allerdings nicht nur die Anzahl der Pukus zu, sondern auch die Anzahl der Tse-Tse Fliegen. Wir stellen mit unserer blauen (Urs) bzw. schwarzen (Nicole) Jacke natürlich ein Eldorado für die Fliegen dar. Eigentlich müssten wir unsere Jacken nur noch mit einem Insektizid besprühen und dieser Park wäre in Kürze Tse-Tse frei.

Nach dem Drive kehren wir zurück zum Frühstück und auch unser Pilot ist zwischenzeitlich aufgestanden. Ganz hunderprozentig werden wir mit ihm wohl nie warm, aber es ist soweit eine nette Gesellschaft und wir plaudern mit ihm über Gott und die Welt. Ursprünglich stammt der Pilot aus den Niederlanden, hat dann aber lange Zeit in Johannesburg gearbeitet, u.a. auch als Fluginstruktor. Südafrika scheint aber seit einigen Jahren gemäss seinen Aussagen kein gutes Pflaster zu sein, v.a. wenn man weiss sei. Der aktuelle Machthaber, ein Zulu, unternimmt nun alle Anstrengungen, das Land für die ansässigen Weissen ziemlich unattraktiv zu machen. Landenteignungen uns sonstige Willkür scheint an der Tagesordnung zu sein und auch der Tourismus wird dies zu spüren zu kommen. Die Interim-Managerin von Isanga-Bay hat dies indirekt bestätigt, indem „mugging“ auch in der Region von Kapstadt an der Tagesordnung sei. Nach diesen Erzählungen werden auch gerne mal Radfahrer vom Rad gerissen und alles geklaut, was es zu stehlen gibt, inkl. Schuhe, Bekleidung etc. Allerdings es immer wieder schwierig von solchen Einzelaussagen auf die wirklich vorherrschende Situation zu schliessen.

Am Nachmittag entscheiden wir uns für einen Walk und wir starten erwartungsgemäss mit einem schwer bewaffneten Scout. Alles Show? Es kommt noch besser; sogar der Dialog scheint abgestimmt. So fragt unser Guide den Scout: „Warren, is the gun loaded?“. Natürlich nicht und darauf fordert unser Guide den Scout auf, dies besser zu tun, denn er möchte nicht unnötig Zeit verlieren, falls wir einem Löwen über den Weg laufen. Auf unsere Frage, ob es denn hier überhaupt Löwen im Park gebe, kommt erwartungsgemäss eine verneinende Antwort. Wo ist also die Logik hier? Waffe wegen Löwen, die es hier gar nicht gibt?

Mit der Munition in der Flinte können wir dann aber endlich losmarschieren und es beginnt auch schon bald zu tröpfeln. Da unser Guide wahnsinnig umsorgt um Nicole’s Haare ist, muss sie einen Regenschirm nehmen, damit die Haare auf keinen Fall nass werden. Man muss sich die Situation so vorstellen: Ein schwer bewaffneter Guide, gefolgt von einem Tourist mit Fotoapparat um den Hals, gefolgt von einer Touristin mit Regenschirm, gefolgt von einem besorgten Guide. So schreiten wir also langsam um den See bis der Scout jäh stoppt und uns auf ein Zebra in der Ferne hinweist. Ganz ehrlich, von Auge hätten wir dies wirklich nie gesehen, aber der Feldstecher bestätigt die Sichtung! Der Scout muss Tele-Pupillen besitzen – von blossem Auge war das Zebra für leicht sichtbehinderte Europäer absolut nicht zu erkennen. Naja, ganz blind sind auch wir scheinbar nicht. Immerhin haben wir über Mittag ein Situtunga in der Ferne entdeckt – und dies ebenfalls ohne Fernglas!

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